Vereinschronik des Musikverein Oeffingen e.V.

die noch nicht vollendete Vereinschronik

Das Jahr 1923 wurde als das Billionenjahr bezeichnet. Die Geldentwertung erreichte am 20. November 1923 ihren Höchststand. 1 Billion Papiermark = 1 Goldmark.

Trotz dieser wirtschaftlich schlechten Zeit und vielleicht gerade deswegen, befaßten sich beherzte, musikinteressierte Männer von Oeffingen mit der Gründung eines Musikvereines. Die Vorgespräche hierzu erfolgten zum Jahresende 1923. Der offizielle Gründungsbeschluß wurde im

Februar 1924 vollzogen.

In dieser Sitzung wurde Karl Hanold als erster Vorsitzender und Josef Hanold als Vizevorstand gewählt.

Das Eintrittsgeld wurde auf 1 RM festgesetzt und der Beitrag betrug 20 Pfennig im Monat.

Das Jahr 1924 brachte durch die neue Geldwährung eine Erleichterung für die Bevölkerung, doch das Land lag in einer wirtschaftlichen und finanziellen Krisenzeit mit vielen Arbeitslosen.

In musikalischer Hinsicht waren die ersten Jahre des neuen Vereins zufriedenstellend. Als erstes Vereinslokal wurde der Gasthof Rössle gewählt. Stephan Rombold war zu dieser Zeit Wirt vom Rössle und Gründungsmitglied.

1925 erstand aus der Musikkapelle die Feuerwehrkapelle. 1926 fand in Oeffingen das Gaumusikfest statt. Für diese kurze Zeit nach der Gründung, etwas außergewöhnliches. Laut Vereinsprotokoll wurden 1000 l Wein, das Liter zu 1,00 Mark eingekauft

Um den Instrumentenkauf finanzieren zu können, wurden Schuldverschreibungs-Anteilscheine zu 1,00 Mark, zinslos ausgegeben. Fälligkeit 1935.

Ein Sommerfest war 1929 vorgesehen, doch der Kassier stellte fest, dass kein Geld hierfür vorhanden war.

In diesem Jahr kostete der Krug Bier 50 Pfennig, was für die seinerzeitigen Verhältnisse sehr teuer war, wenn man bedenkt, dass ein Arbeiter höchstens 200 bis 300 Mark im Monat verdiente und hierfür 275 Stunden schaffen mußte.

Der Musikverein konnte sich in den nächsten Jahren nicht so richtig entfalten. Dies war einmal auf die politische Situation zurückzuführen (1933) und zum andern durch die niedrige Einwohnerzahl zu erklären. Die Mitgliederzahl stagnierte.

In diesen Jahren mußten die Musikinteressierten ihre Instrumente auf eigene Kosten beschaffen, was eine große Opferbereitschaft erforderte.

Trotz großer Widerwärtigkeiten und flauer Wirtschaftslage war das Jahr 1936, mit einem neuen Vorstand, von großer Bedeutung. Infolge tatkräftiger Unterstützung durch die Mitglieder konnte die erste Fahnenweihe gefeiert werden, allerdings in bescheidenem Rahmen. Doch das Vereinsleben wurde dadurch mehr und mehr aktiviert.

Als Paten standen der Liederkranz Oeffingen und der Musikverein Hofen zur Seite.

Auch unter den Nazis hatte der Verein zu leiden. Wie schwierig dies Zeit war, kann aus dem Protokollbuch entnommen werden: "Der Vorstand erhielt durch das Bürgermeisteramt den Hinweis, dass der Verein mit der Auflösung zu rechnen hat, wenn dem Ortsgeistlichen zu seinem 25jährigen Jubiläum ein Ständchen gespielt wird". Er tat dies trotzdem und hatte hinterher große Schwierigkeiten. Der Vorstand mußte zurücktreten.

Der Musikverein verfügte über 18 aktive Musiker und wurde so manchem jungen Oeffinger eine Institution in der Musik erlernt werden konnte, und das kameradschaftliche Beisammensein, vie Spaß, Freude und Unterhaltung bot. Das Freizeitangebot für junge Menschen war relativ gering, gegenüber der heutigen Zeit. Theateraufführungen im "Kinderschüle", dem heutigen Kindergarten in der Remser Strasse, die von Vereinsmitgliedern aufgeführt wurden, zählten zu den Leckerbissen.

1938 wurden die ersten Vereinsstatuten durch die Generalversammlung beschlossen. In der Versammlung 1938 berichtete der Schriftführer, dass die Fasnachtsveranstaltung wegen der Maul- und Klauenseuche (Rindvieh) in unserem Ort nicht stattfinden kann, da die Leute nicht aus ihren Häusern sollten.

Bedingt durch den zweiten Weltkrieg war das Vereinsleben nur unter sehr schwierigen Voraussetzungen weiterzuführen. Von Staats wegen wurden bestimmte Organisationen unter Druck geschaffen.

Fanfarenzüge bei Jugendveranstaltungen wurden ausgehoben. Ferner wurden in diesen Jahren auch Musikkameraden zur Wehrmacht, Arbeitsdienst etc. eingezogen. Geregelte Musikstunden gab es nicht mehr. Für den Dirigenten gab es keine Möglichkeit, den Spielplan aufrecht zu erhalten. Eine schwere und böse Zeit.

Dann kam der verhängnisvolle 16. Juli 1944. Nicht gerne denken die Vereinsmitglieder und auch die Oeffinger Bürger an diesen Tag, an dem ein Fliegerangriff am Sonntagvormittag viele Gebäude in Oeffingen, darunter auch das Vereinslokal, den "Gasthof Rössle" total zerstörte. Für viele ältere Oeffinger war das "Rössle" noch in guter Erinnerung mit der schönen Gartenwirtschaft Ecke Hegnacher- und Remser Strasse. Bekannt waur auch der Wirt "Stephan".

Für junge und neue Oeffinger sei noch vermerkt, dass in diesem Vereinslokal schon der König Wilhelm von Württemberg zu Gast war.

Im Gasthof Rössle, als Vereinslokal, ging durch den Fliegerangriff das gesamte Inventar und die Vereinsfahne in Flammen auf. Das Vereinsvermögen war vernichtet. Während der harten Kriegsjahre und noch hinein bis in die Nachkriegszeit ist es unserem damaligen Vorstand Anton Stengel, zusammen mit dem Ehrenvizedirigenten Otto Kern gelungen, den drohenden Zusammenbruch zu verhindern.

Mit den Nachkriegsjahren begann ein neuer Abschnitt für den Musikverein Oeffingen. Die erste Versammlung nach dem Kriegsende fand am 3. Februar 1946 im neuen Vereinslokal Gasthaus"Traube" statt.

Gefallene Kameraden hinterließen große und schmerzhafte Lücken. Instrumente und Notenmaterial mußten angeschafft werden. Musikbegeisterte Männer und Jugendliche mußten geworben und gefunden werden. Es war ein schwerer Neubeginn.

1949 wurde in beschedenem Rahmen das 25jährige Jubiläum gefeiert. Wieder ein Lichtblick.

In den Nachkriegsjahren hat der Musikverein, trotz dezimiertem Musikerstand, jeden Heimkehrer aus Gefangenschaft mit einem Ständchen begrüßt.

1950 betrug das Vereinsvermögen 902,57 DM, wie der Kassier bei der Hauptversammlung berichten konnte. Also ging es wirtschaftlich langsam wieder aufwärts.

Mit großer Freude konnte im Jahr 1954 die zweite Fahnenweihe unter dem damaligen rührigen Vorstand Walter Deifel vorgenommen werden.

Unter der Leitung des Dirigenten Gustav Höschele hat sich nun die Kapelle beachtlich entwickelt und erfreuliche musikalische Erfolge erzielt. Die Kapelle beteiligte sich an einem Wertungsspiel in Stuttgart-Hofen, in 1955, mit einem achtbaren Erfolg.

Walter Deifel hat den Verein attraktiver gestaltet und er wuchs zu einem der drei größten Vereine in Oeffingen. Man legte Wert darauf, die Zusammenarbeit zwischen Turnverein, Liederkranz und Musikverein zu aktivieren, wie der Vorstand in der Hauptversammlung 1957 betonte. Die Mitgliederzahl stieg und das Niveau der Kapelle zeigte sich beim Bezirksmusikfest in Stuttgart-Feuerbach, wo im Wertungsspiel ein 2.Platz in der Mittelstufe errungen werden konnte.

Vizedirigent Paul Menne sagte bei seinem Bericht anläßlich der Hauptversammlung 1962, durch großes Interesse an der Musik und guter Kameradschaft könne auch eine entsprechende, anspruchsvolle Musik gespielt werden.

Das Jahresprogramm des Musikvereins erweiterte sich von Jahr zu Jahr.

Überrascht wurde der Verein durch den Tod seines langjährigen Dirigenten Gustav Höschele, der 30 Jahr lang der Kapelle als Leiter vorstand.

1963 übernahm Josef Gollhofer von seinem Vorgänger Walter Deifel die Vereinsleitung.

Das 40jährige Bestehen des Vereins konnte unter seinem neuen Vorstand Josef Gollhofer im Juli 1964 gefeiert werden. Hierzu erhielt die Kapelle neue Uniformen.

Edmund Raiser aus Schmiden übernahm nach dem Tod von Herrn Höschele den Dirigentenstab. Schon 1967 konnte er beim Wertungsspiel in Mutlangen auf dem Bezirksmusikerfest einen ersten Rang in der Mittelstufe erringen.

In dieser Zeit wurde, zum ersten Mal, eine Jugendkapelle gegründet, was wir bis heute fortführen konnten. All dies zeigte eine aufstrebende Tendenz im Verein und bei den Musikern.

Zu diesem Aufwärtstrend trug ganz besonders Josef Gollhofer bei, denn seinem persönlichen Engagement war es zu verdanken, dass sich der Verein so entfaltete. Ein Vorstand mit Leib und Seele.

Klaus Bubeck wurde 1971 zum Jugendleiter gewählt. Er baute die Jugendkapelle weiter aus und setzte sich für die Jugendlichen mit ganzem Herzen ein, indem er selbst Musikunterricht erteilte.

"Große Ideen, Lebensentwürfe, schöpferische Perspektiven für die Zukunft brauchen eine Reifezeit, wenn sie zum Tragen kommen sollen. Reifen heißt, warten können, Zeit haben, wachsen lassen, und was gedeihen soll, braucht Pflege. Darum gehört zur Arbeit die Muße".

Der als Jugendleiter sehr geschätzte Klaus Bubeck übernahm 1975 die Vereinsleitung. Mit ihm wurde ein junger und gleichzeitig aktiver Musiker Vorstand des Musikvereins. Als musikbegeisterter dynamischer Mann, der schon viele Jahre in der Vereinsleitung aktiv mitwirkte, hat er sich als Vorstand schnell etabliert.

Unser langjähriger und sehr geschätzter Josef Gollhofer wurde für seine hervorragende Leistung für den Musikverein zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Durch den Zusammenschluß mit der Stadt Fellbach haben sich die Verpflichtungen des Vereins vermehrt. Dies zeigt sich 1977 als mit der Partnerstadt Tournon freundschaftliche Verbindungen aufgenommen wurden. 1978 wurde die Partnerstadt Erba besucht. Internationale Verbindungen entstanden auch mit de Musikkapelle Söchau in Österreich und etwas ganz besonderes für die Musiker war der Besuch beim Strassenfest in St. Louis, Amerika. Ein riesiges Erlebnis.

In der Hauptversammlung 1980 berichtete der Notenverwalter Matthias Riede, der Verein könne unter 800 vorhandenen Musikstücken ein Repertoire zusammenstellen.

In 1981 stand ein Dirigentenwechsel an. Herr Alfons Kolb wurde Nachfolger von Herrn Werner Schube, der seine Tätigkeit erfolgreich beendete.

In der Hauptversammlung 1983 konnte der erste Vorsitzende über die zahlreichen Aktivitäten der Musikkapelle in der Gemeinde und außerhalb Oeffingens berichten. Ohne die Veranstaltungen des Vereins, wie Sommerfest, Fasching, Weihnachtsfeier etc. sei ein Fortbestand des Vereins nicht gewährleistet. Ferner wies er darauf hin, dass wir bemüht sein müssen, Jugendliche musikalisch zu fördern, denn ohne einen guten Nachwuchs, und dies bedeutet eine intensive Jugendarbeit, kann ein Verein nicht bestehen.

1984 feierten wir unser 60jähriges Bestehen unter großer Beteiligung der Oeffinger und auswärtigen Vereinen. Ein großer Tag für die Vereinsmitglieder. Die Musiker erhielten zum Fest neue Uniformen.

Für die Ausbildung der Jugendlichen wurden professionelle Lehrer engagiert.

Zum 100jährigen Jubiläum des Musikvereins Harmonie Municipale de Tournon war der Musikverein Oeffingen eingeladen. Mit zwei Konzerten und Tanzmusik begeisterte die Kapelle die Bürger von Tournon. Als äußeres Zeichen der Verbundenheit verlieh der Bürgermeister von Tournon dem MVOe die Ehrenmedaille der Stadt Tournon.

Vereinschronik nicht vollendet
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